Wie Sie einen indischen Entwickler in Ihr Team einbinden

Wie Sie einen indischen Entwickler in Ihr Team einbinden

Es ist wohl die häufigste Frage die man sich stellt, wenn man an das Offshore Outsourcing denkt: ”Wie kann ich die Entwickler aus Indien in das Team einbinden”.

Das ist eine gute Frage!

Im Beitrag ein paar Informationen und Lösungsansätze  wie man den indischen IT Spezialisten in das Team hinzufügt.

Programmierer gesucht

Meistens fängt es damit an, dass man Programmierer sucht. Diese gibt es zunehmend nicht auf dem lokalen Markt. Das liegt sicherlich auch an der derzeitigen Digitalisierung die stattfindet.

Alle Unternehmen wollen sich als Digitale Firmen präsentieren. Sei es kleine oder grosse Konzerne.

IT Spezialisten werden daher heutzutage nicht nur von IT Dienstleistern, Agenturen und Softwareherstellern gesucht. Sondern zunehmend auch von traditionellen Unternehmen, die mit Software oder dem Web eher weniger zu tun hatten.

Ein gutes Beispiel ist Bosch. Es fungiert unter anderem als Automobilzulieferer, Hersteller von Gütern und einige mehr. Ein Unternehmen mit mehr als 400’000 Mitarbeitern. Sogar dieser Konzern sieht sich mehr und mehr als Softwarehersteller. Dementsprechend hoch ist auch der Bedarf von Bosch an Entwicklern und IT Dienstleistungen.

Gleichzeitig möchte der hippe IT Spezialist/ die IT Spezialistin, am liebsten in einer Metropole (wie München, Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart, etc.) arbeiten und besonders grosse Konzerne sind beliebt.

Firmen welche sich ausserhalb dieser Zentren befinden, habe es bereits schwer, passende Programmierer zu finden. Zum Teil wird versucht durch Ausbildungsmassnahmen (Ausbildung von IT Fachkräften) dagegen anzukommen. Oder ein “Cooles” Image zu transportieren (oftmals in Agenturen), um passende Mitarbeiter zu finden.

Zunehmend merkt man jedoch, dass es sich lohnt auch ausserhalb der Landesgrenzen zu schauen. Und genau hier wird dann oftmals die Entscheidung gefällt ein Team in Indien aufzubauen, welches dem lokalen Entwicklerteam zuarbeitet.

Die Frage, welche hier bereits im Titel steht, wird dann von Geschäftsführern, IT Leitern und Projektleitern gestellt: “Wie kann man den indischen Kollegen am besten einbinden”.

Hier ein paar Wege:

1) Trial and Error

Dies ist immer noch der Königsweg. Man startet mit – einem – Softwareentwickler auf dem Subkontinent und schaut wie es läuft.

Mit der Zeit wird man merken was besser funktioniert und was nicht.

Für die einen wird eine Kommunikation via Email ausreichen. Andere möchten wiederum einen intensiven Austausch in Skype Calls und TeamViewer Verbindungen.

Andere wiederum holen den Programmierer für drei bis vier Wochen oder gar länger, nach Deutschland, so dass man sich in Person kennenlernen kann.

2) Kommunikations-Tools

Auch interne Mitarbeiter sieht man heutzutage nicht 8 Stunden am Tag. Sondern man tauscht sich mit diesen aktiv via Messenger (Skype, Trello, etc.), Email oder Projektmanagement Tool, etc. aus. Oder passiv via dem Blog, dem Internetportal, via Webinaren, etc.

Es macht also eigentlich keinen Unterschied mehr, ob der Entwickler im gleichen Gebäude, in einer anderen Stadt (Berlin, Hamburg, etc.) sitzt oder eben in Indien.

Wichtig ist also, dass man dem Softwareentwickler in Indien, den Zugang zu den gleichen Tools gibt. Mit der Zeit wird sich dieser mit der richtigen Nutzung vertraut machen.

3) Entscheidung bei der Mitarbeiterauswahl

Bei bereits kleineren Agenturen und besonders bei grösseren IT Dienstleistern wird nicht mehr der Geschäftsführer oder das Management mit dem indischen Team kommunizieren und die Aufgaben verteilen, sondern ein Projektleiter oder ein IT Leiter.

Diese sollten eng, in die Entscheidung einen indischen Kollegen zu engagieren, eingebunden werden.

Eine Best Practice ist es, dass der Projektleiter oder der IT Leiter selbst nach dem IT Dienstleister in Indien sucht. Das steigert das Commitment ungemein, da es das “eigene Baby” ist und nicht ein “Brain Child” vom Management. Bottom Up statt Top Down!

Wenn die Entscheidung in Richtung Offshore Outsourcing bereits gefallen ist. Dann sollte man zumindest die weitere Entscheidung, wer denn schlussendlich Mitglied im Team in Indien sein soll, zum grossen Teil, dem Projektleiter oder IT Leiter (die Person die schlussendlich mit dem indischen IT Experten in Kontakt stehen wird) überlassen werden. Auch das hilft das Commitment zu steigern.

4) Langfristig denken

IT Mitarbeiter, überall auf der Welt, haben ein eher geringes Verantwortungsgefühl, wenn es um kleinteilige Projekte geht, wo man den Kunden kaum kennt.

Der Gedanke “Ach, den Kunden sehen ich sowieso in einem Monat nicht mehr, was soll mich der Output kümmern” liegt dann nahe.

Um das zu vermeiden, sollte man dem Entwickler nahelegen, dass es sich um eine langfristige Zusammenarbeit handelt.

Im Idealfall sollte man den neuen Programmierer auf dem Subkontinent, durch den IT Dienstleister exklusiv rekrutieren lassen. Und dieser Entwickler arbeitet dann exklusiv dem Team in Deutschland zu.

5) Kleine kulturelle Feinheiten beachten

Die Unterschiede im Bereich Kultur sind weltweit nicht mehr so gross. Im Grund genommen schauen heutzutage alle die gleichen Filme, essen das gleiche Essen und nutzen die gleichen Medien.

Dennoch gibt es einige Feinheiten.

Hier zum Beispiel einige davon:

  • In Südasien sind die Menschen eher indirekt: Man kann zwar sein Feedback den Personen direkt geben. Diese werden jedoch ihr eigenes Feedback nur langsam weitergeben. Der indische Mitarbeiter will sein eigenes Gesicht wahren, als auch den Respekt gegenüber der anderen Person hoch halten. Dies kann zu Kommunikations-Hürden führen. Hier hilft nur nachfragen und genau hinhören. Bei Zweifeln, nochmals nachfragen oder die Frage umformulieren (Stichwort: Offene Fragen stellen, d.h. Fragen welche man nicht mit “Nein” oder “Ja” beantworten kann).
  • Pünktlichkeit wird anders wahrgenommen: Sagt jemand in Deutschland “Ich werde um 15:00 Uhr zum Termin erscheinen”, dann wird diese Person auch um Punkt 15:00 Uhr zum Termin erscheinen (ausser es handelt sich um gestandene Manager und Geschäftsführer, dann kanns auch mal später werden 😊). In Indien sind diese ganzen “Zeiteinheiten” jedoch eher fliessend. 15:00 Uhr kann auch “zirka 15 bis 16 Uhr” heissen. Das stellt sich mit der Zeit relativ schnell ein, sobald die Kollegen feststellen, dass Pünktlichkeit erwartet wird.
  • Familienangelegenheiten sind wichtig: Wird der Onkel von einer Person in Deutschland krank. Dann hat das keine Konsequenzen. Der Onkel ist einfach krank und eventuell im Krankenhaus. In Südasien ist ein kranker Onkel jedoch etwas ganz anderes. Hier muss man diesen höchstwahrscheinlich im Krankenhaus besuchen gehen. Das wäre  grundsätzlich kein Problem, jedoch wird der indische Mitarbeiter hierfür Urlaub beantragen. In Deutschland kann das oftmals falsch verstanden werden – a la “das ist doch nur der Onkel, muss man da Urlaub beantragen?”. Auch hier muss man verstehen, auch weiter entfernte Verwandte sind wichtig.

Hier noch ein paar Punkte warum Offshore Outsourcing Vorhaben nicht funktionieren:

1. Kurz rein und dann wieder raus

Laut einer Etengo Studie (ein grösserer Freelance-Vermittler aus dem deutschsprachigen Raum), braucht ein Freelancer 3 Monate um sich in die Unternehmensprozesse einzuarbeiten und wirklich effektiv zu sein. Bei Mitarbeitern die man neu anstellt dauert dies, laut der Studie, sogar 6 Monate.

Allzuoft wird jedoch vom Mitarbeiter in Indien erwartet, dass dieser bereits innerhalb von 2 Wochen höchsteffizient ist (“Er/ sie hat ja bereits soviel Berufserfahrung, dann muss das ja schneller gehen” ist die Denkweise). Jedoch muss man auch hier die entsprechende Einarbeitungszeit geben.

Auch ist es immer sinnvoll den IT Spezialisten für drei, vier Wochen oder länger nach Deutschland zu holen, so dass dieser das Team dort kennenlernen kann.

2. Commitment der eigenen Mitarbeiter ist nicht da

Die internen Mitarbeiter werden eine Offshore Outsourcing ablehnen, falls diese nicht beim Entscheidungsprozess involviert waren.

“Das war wieder mal so eine komische Management Entscheidung irgendwas mit Offshore zu probieren”. Der Frust sitzt dann meistens tief und das Ganze reibt sich mit der Zeit auf, oder es wird blockiert.

Wichtig ist also, dass die Mitarbeiter involviert sind, bei diesem Schritt.

3. Der erstbeste Entwickler beim Dienstleister wird genommen

Anstatt sich die Fähigkeiten der einzelnen Entwickler zu eruieren, wird der erstbeste Coder genommen, welcher beim IT Dienstleister auf dem Subkontinent gerade frei ist.

Das kann zwar klappen bei kurzfristigen Engagements, in denen meistens der Stundensatz dementsprechend hoch sein wird. Langfristig ist dies jedoch nicht zu empfehlen.

Besser ist es, sich die Zeit zu nehmen, in welcher man sich vom IT Dienstleister neue Mitarbeiter einstellen lässt, welche dann ausschliesslich für das Unternehmen arbeiten werden.

4. Die Wichtigkeit von Transparenz und Ehrlichkeit wird unterschätzt

Einige IT Dienstleister sind stark Vertriebsgesteuert. Das Wohl des Kunden ist hier nicht unbedingt im Vordergrund. Diese IT Firmen wissen, was der Kunde will “toll aussehendes Büro”, “geringer Stundensatz”, “maximale Flexibilität”, “minimales Risiko”, “komplette Übernahme des Projektmanagements”.

Das dies nicht klappt ist bereits vielfach bewiesen worden.

Alle Seiten sollten offen sein, über deren Wünsche und Ziele. Oftmals kann man das bereits an einem starken Geschäftsmodell des Dienstleisters feststellen.

Möchte man zum Beispiel maximale Flexibilität, ein toll aussehendes Büro und eine komplette Übernahme des Projektmanagements, dann kann man davon ausgehen, dass der Stundensatz bei zirka 35 bis 50 Euro liegen muss, auch in Indien.

Dies wird jedoch nicht transparent vom Dienstleister auf dem Subkontinent erwähnt. Der Dienstleister denkt sich “Aber der Kunde erwartet ja, 15 bis 20 US Dollar pro Stunde, als nennen wir das als den Preis. Wir versuchen einfach ein paar Anfänger einzustellen und das mit diesen umzusetzen. Vielleicht klappt das ja. Ansonsten ist ja auch unser Vertriebsteam bereits auf der Suche nach den nächsten Projekten”.

Hinweis: Es stimmt, man kann auch einen Stundensatz von 15 bis 20 US Dollar erhalten, oder sogar weniger. Aber das geht einher mit dem Verständnis, dass man hier langfristig mit den Entwicklern und dem Dienstleister zusammenarbeitet. Zum Wohle aller (Kunde, Dienstleister, Mitarbeiter und nicht zuletzt der Kunden der Kunden).

Fazit

Im Grunde genommen ist es eigentlich nur wichtig, dass man ein Commitment eingeht, dass man ein Entwickler-Team in Indien aufbaut. Dieses muss von dem lokalen Team in Deutschland unterstützt werden (ein Tipp wie das funktionieren kann, ist im Beitrag beschrieben).

Es ist nicht so, dass nur wenige Firmen, Entwickler in Offshore Standorten beschäftigen. Im Gegenteil, es sind bereits sehr viele. Die erfolgreichen haben jedoch erkannt, dass man hierfür die richtigen Ansätze wählen muss (auch diese sind zum Teil im Artikel aufgelistet).

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Interessante Links:
IT Outsourcing auf Youtube erklärt
Informationen zu den Kosten welche für Entwickler von dort anfallen
Hier auch ein paar Informationen wenn die indischen Kollegen nach Deutschland kommen

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